Bauernbund Kundgebung in Murau

Die Bauern schlagen Alarm! Die in vielen Sparten der Landwirtschaft existenzbedrohende Situation zwingt die Bauernschaft zu einem großen öffentlichen Protest und zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den dafür verantwortlichen Spannungsfeldern. Der Steirische Bauernbund und die Landwirtschaftskammer Steiermark machten mit umfangreichen Aktionen auf die Missstände aufmerksam.

Täglich müssen durchschnittlich 2,3 Bauern in der Steiermark ihren Hof zu sperren, weil sie keine Möglichkeit mehr haben, ein ausreichendes Familieneinkommen zu erwirtschaften. „Der harte und für mich nahezu unaussprechliche Satz – Stirbt der Bauer, stirbt das Land – ist im Moment so realitätsnah und sichtbar wie nie zuvor“, so Bauernbundobmann und Agrarlandesrat Hans Seitinger.

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Die Folgen daraus sind mehr als deutlich erkennbar: So gehen derzeit pro Jahr 3500 Hektar gepflegter Lebensraum durch Verbuschung, Verödung und durch das Verbauen wertvoller Kulturflächen verloren. Das sind umgerechnet 5000 Fußballfelder pro Jahr. Um das deutlicher zu machen – in drei Jahren ist das Flächenausmaß der gesamten Landeshauptstadt Graz an Lebensraum verloren gegangen.

Faktum ist auch, dass mit jeder Bauernfamilie, die ihren Hof zusperrt, jeweils auch drei ArbeitnehmerInnen ihren Job verlieren. Wenn also, wie es derzeit der Fall ist, mindestens zwei Bauernfamilien pro Tag ihre Höfe schließen, bedeutet dies, dass 2000 ArbeitnehmerInnen ihre Existenz verlieren. Und zwar vom Maschinenbauer bis zum Baumeister, von den Lebensmittelverarbeitungsbetrieben bis zu den Logistikern und letztlich bis hin zur Werbebranche sind alle Wirtschaftsbereiche betroffen.

 

Kammerobmann Wirnsberger warnt eindringlich: „Der Bauer ist sauer!“ 

„Die derzeit extrem angespannte Situation der Bauern in der Steiermark ist ein bedeutendes gesellschaftliches Thema. Wenn die Bauern nicht mehr wirtschaftlich tragfähig leben können und die Familien weiter in dieser Geschwindigkeit ihre Höfe schließen, hat das eine äußerst nachhaltig negative und irreparable Wirkung auf unser ganzes Land. Gerade in Zusammenhang mit den derzeitigen steigenden globalen Bedrohungsfeldern wäre es katastrophal, die Versorgungssicherheit und die regionale Lebensmittelqualität und letztlich Lebensqualität in unserem Land aufs Spiel zu setzen.

Daher machen der Steirische Bauernschaft und die Landwirtschaftskammer Steiermark diesen großen Aufschrei und wollen gemeinsam mit den heimischen Bäuerinnen und Bauern auch die Bevölkerung auf ihrer Seite haben, wenn es um die Zukunftsgestaltung unseres Landes geht.“, so Wirnsberger. 

 

Bauern bekommen immer weniger vom Endverbraucherpreis. Fairplay statt Preisdrückerei. „Die Bäuerinnen und Bauern bekommen immer weniger vom Endverbraucherpreis“, kritisiert der Bauernbund und verlangt Fairplay statt Preisdrückerei. „Die Bäuerinnen und Bauern brauchen für ihre Leistungen als Lebensmittelproduzenten den ihnen zustehenden gerechten Anteil an der Wertschöpfungskette, damit sie weiter Lebensmittel herstellen, die Versorgung sichern und die Höfe weiterführen können.“ Die BB Funktionäre konkretisiern und rechnen vor: Milchbauern bekommen heute nur noch 28,6 Prozent von einem Liter Milch im Supermarkt, vor zwei Jahren waren es noch 33,8 Prozent. Weit klafft auch die Schere von Verbraucher- und Erzeugerpreis auch beim Schweinefleisch auseinander: Gerade einmal 13,7 Prozent bekommen die Bäuerinnen und Bauern vom Verkaufspreis eines Schnitzels. 2012 waren es noch 17,3 Prozent.